Ich forsche nach!


Hallo liebe Bastelfreunde und Blogleser, 

heute habe ich keine Karte für euch, zumindest keine selbst gebastelte. In diesem Beitrag möchte ich euch erzählen, was ich letztens entdeckt habe und wie erschrocken ich über meinen Fund bin. Irgendwann im Februar habe ich meinen Wocheneinkauf erledigt und einen Ständer mit Gruß- und Anlasskarten im Supermarkt entdeckt. Eigentlich nichts besonderes denkt ihr jetzt, richtig. Aber diese Karten, die ich in den Händen hielt, eigentlich nur um den Preis zu checken, hatten allesamt einen goldenen Aufkleber mit dem Schriftzug "Handmade" auf der Front kleben. Als Konsument suggeriert mir dieser goldene Aufkleber mit dem Wort "Handmade" absolute Qualität und Wertarbeit. Als leidenschaftliche Bastlerin jedoch, war dieses Marketing für mich, ein Schlag in die Fresse und eine Beleidigung für all die, die ehrliche Handmade-Produkte herstellen. Aber seht selbst.


Jeder von uns, der selbst Karten bastelt oder regelmäßig meinen Blog liest, erkennt auf Anhieb, dass es sich bei diesen Karten, (und das sind nur zwei von vielen) um maschinelle Massendrucke handelt. Selbst wenn, die Schleife auf der linken Karte und die "30" auf der rechten Karte händisch angebracht wurden, so rechtfertigt dies immer noch nicht den Begriff "Handmade".

Ich habe im Internet recherchiert, ob der Begriff "Handmade" geschützt ist, oder nur bei bestimmten Bedingungen angewandt werden darf. Das Ergebnis ist bedauerlicherweise ernüchternd, denn es scheint so, als könne jeder diesen Begriff für seine Marketing-zwecke verwenden. In meinen Augen ist der Begriff "Handmade" in Anwendung auf diesen Karten eine Worthülse, die sich dazu eignet, Unkundige zu beeindrucken und das Geld aus der Tasche zu leiern. Sicherlich erfüllt dieser Begriff die Marketingstrategie des Herstellers und fördert deren Umsatz. Und damit sind wir auch schon bei der Antwort angekommen, der Begriff "Handmade" ist im Handel kein Gütesiegel für qualitativ hochwertige Produkte, sondern eine Irreführung des Kunden. Sicherlich gibt es Ausnahmen, denn wir Bastlerinnen gehören ja zu diesen. Der Hersteller äußert sich auf seiner Webseite zu seinen Handmade Produkten wie folgt:

Bei der Herstellung unserer Handmade-Karten ist uns ein gutes Auge und die Liebe zum Detail wichtig. Ob Schmucksteinchen, Satinschleifen oder Applikationen. Jedes Teilchen hat seinen Platz und wird von unseren chinesischen Kollegen in liebevoller Kleinarbeit gefertigt. Mit diesem Sortiment sprechen wir vor allem den anspruchsvollen Kunden an, der auf der Suche nach DER Karte ist. Dabei reichen unsere Designs von klassischen Variationen über Humor und Moderne. Natürlich sind die Anlässe auch hier wieder vielfältig vertreten.
(Quelle: https://www.cactus.ag/de/sortiment.html)

Das heißt also, dass nur die Applikationen handgefertigt werden und nicht per Hand angebracht werden? Vollkommen egal, denn solange die Karte durch eine Druckerei gejagt wird und nur hier und da mal eine kleine Applikation zeigt, die vielleicht in Handarbeit gefertigt wird oder von Menschenhand angebracht wird, so ist dies noch immer kein Aspekt dafür, seine Produkte als "Handmade" zu deklarieren. Dann müsste ja demnächst nahezu jedes Produkt den Hinweis "Handmade" tragen. Es ist wie mit vielen Dingen, man kann sie nicht ändern, aber ein kritischer Blick und der Hinweis, dass nicht alles Gold ist, was glänzt schadet auf keinen Fall.


Kommen wir zum Hersteller dieser Karten. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, den Hersteller per E-Mail zu kontaktieren und dem Ganzen auf den Zahn zu fühlen. Doch bevor ich meine E-Mail versandt habe, habe ich mich auf seiner Website umgesehen und die Cactus GmbH in Baden-Baden unter die Lupe genommen. Sie schreibt auf ihrer Website, dass Sie im Jahr bis zu 60 Millionen Glückwunschkarten in Deutschland und Asien produziert und im selben Abschnitt berichtet der Hersteller stolz, dass die einzigartige Handmade Karte der Marktführer ist. Davon abgesehen, dass die Karten nicht nach Handmade aussehen, müssen für 60 Millionen Grußkarten ganz schön viele, ganz schön lange basteln. Geht man auf den Shop der Website, wird man an eine neue Website weitergeleitet und man landet bei dem Unternehmen California Blue Druck- & Verlags-GmbH. Und diese Firmierung sagt schon alles. Abschließend habe ich das Impressum der beiden Unternehmen Cactus GmbH und California Blue Druck- & Verlags-GmbH verglichen und in beiden Unternehmen, sitzt an der selben Adresse der Geschäftsführer, Herr Walter Steger.

Meine E-Mail an den Hersteller bzw. Vertreiber dieser Karten blieb bis heute unbeantwortet und ich gehe davon aus, dass ich keine Antwort mehr erhalten werde. Sicherlich besitzt der Kundenservice nicht die passenden Textbausteine zu meinen Fragen.

Mein Fazit dazu ist, dass ich demnächst in allen Bereichen des Lebens versuchen werde, kritischer hinzuschauen, um den Haken an der Sache zu finden. Denn diese Irreführung findet ja nicht nur in der Kartenindustrie statt, sondern fast überall, wo Menschen Geld verdienen wollen.



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